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Warum Entspannungstechniken auch schaden können ▷ Entspannungstherapie in der Psychotherapie

Entspannungstechniken können auch schaden

Entspannungstechniken können auch schaden (Foto: Robert Kneschke | Shutterstock)

≡ Inhaltsverzeichnis

Warum Entspannungstherapien nicht für jeden Patienten geeignet sind und sogar schädlich sein können. Und wie man sie abwandeln kann, um dem entgegenzuwirken.

Techniken der Entspannung wurden lange Zeit nur bezüglich ihrer positiven Wirkungen betrachtet. Die Methoden sind aber nicht für alle Patienten geeignet und können sogar mit Nachteilen einhergehen.

Die Rolle der Entspannungsverfahren in der Psychotherapie

Entspannungsverfahren werden im klinischen Alltag, aber auch in der ambulanten psychotherapeutischen Behandlung eingesetzt. Gerade das autogene Training und die Progressive Muskelrelaxation finden sehr oft Anwendung. Beide Verfahren sollen eine Reduktion des Stressniveaus erreichen und die Teilnehmer zur Ruhe kommen lassen. Manche Patienten profitieren von den Trainings kaum oder empfinden diese sogar als unangenehm. Die lange aufrechterhaltene Meinung, dass Entspannungsverfahren nur positive Wirkungen haben, gilt daher inzwischen nicht mehr.

Meist werden Patienten in Gruppen mit dem autogenen Training sowie der Progressiven Muskelrelaxation vertraut gemacht. Auch die Trainings selbst erfolgen in Gruppensitzungen, sodass ein Therapeut die Anwesenden in die Methodik einweist und etwa bei der Muskelentspannung ansagt, welche Bereiche des Körpers angespannt oder entspannt werden sollen. Hier haben sich unterschiedliche Vorgehensweisen herausgebildet; manche Therapeuten bitten die Patienten sich hinzusetzen, um ein Einschlafen während der Übungen zu vermeiden. Ebenso können die Übungen aber auch liegend absolviert werden, wenn das therapeutische Konzept es erlaubt, dass einzelne Patienten während der Verfahren kurz einschlafen und somit den Anweisungen nicht mehr folgen, dennoch aber einen durch den Schlaf bedingten Erholungseffekt nutzen können.

Entspannungsverfahren sind nicht immer geeignet

Die Verfahren verlangen den Patienten einiges ab. Schließlich müssen sich die Teilnehmer auch konzentrieren und auf diese Methode einlassen können. Vielen Patienten fällt es jedoch schwer, längere Zeit zu sitzen oder zu liegen, gerade wenn eine körperliche Schmerzproblematik vorliegt. Müssen Patienten sich beispielsweise aufgrund von Schmerzen immer wieder umdrehen oder ihre Position verändern, dann ist der Entspannungseffekte nur schwer zu erreichen. Die entstehende Anspannung steht dem Ziel, ruhiger zu werden, entgegen. Bei Angststörungen oder Depressionen, die mit einem häufigen Grübeln oder sogar Panikgefühlen verbunden sein können, lassen die Konzentration und das „Abschalten“ ebenso schwer fallen.

Die Betroffenen merken dann während des Trainings, dass sie sich nicht richtig auf die Inhalte einlassen können, nicht zur Ruhe kommen und eine innere Anspannung oder Aufregung entsteht. So resultiert ein gegenteiliger Effekt: ein unangenehmes Arousal, also eine innere Unruhe, steigert sich. Die Patienten entwickeln vielleicht einen Bewegungsdrang und können die ruhige Lage nur mit Mühe aufrechterhalten. Manchmal entsteht darüber hinaus ein Hustenreiz und die Betroffenen trauen sich nicht, diesen nachzukommen, aus der Sorge heraus, die anderen Teilnehmer dadurch zu stören.

Zudem erfordern die Trainings die Fähigkeit, sich auf die Worte des Therapeuten einlassen zu können und gedankliche Bilder erzeugen zu können. Gerade beim autogenen Training, das etwa mit Vorstellungen von Wärme und Schwere arbeitet, ist dies wichtig. Gelingt das nicht, dann können die positiven Effekte des Trainings nicht erreicht werden, selbst bei mehrfacher Wiederholung. Die Folge sind Frustrationserlebnisse bei den Teilnehmern.

Eine Abwandlung der Trainings

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Entspannungstrainings so zu gestalten, dass Patienten, die sich nur schwer konzentrieren können, eher davon profitieren. Halten Schmerzen die Teilnehmer davon ab, sich längere Zeit hinlegen oder setzen zu können, dann werden verkürzte Vorgehensweisen empfohlen, die beispielsweise nur 10 Minuten in Anspruch nehmen. Bei einem autogenen Training kann das bedeuten, dass nur die Schwere-Übung durchgeführt wird oder nur die Arme einbezogen werden. Auch Alternativen, die kein Stillliegen bzw. -sitzen erfordern, sind eine Möglichkeit. Hier bieten sich Genusstrainings oder die Übung der fünf Sinne an, bei der jeweils ein Sinnesorgan besonders herausgefordert wird (z.B. eine sehr leise Stimme hören).

Magst Du Entspannungsübungen?

Welche Übungen sind Deine Lieblingsübungen? Hast Du negative Erfahrungen mit Entspannungstherapien gesammelt?

Schreib uns Deine Erfahrungen, Ergänzungen und Fragen – direkt unter diesem Artikel, in den Kommentaren. Du hilfst damit auch anderen Betroffenen.

[yarpp]
Kommentare:
  • Peter Traxler

    Kann es sein, dass bei der Entspannungstechnik nach Jacobsen die Muskeln zu fest an-
    gespannt werden, so dass die Körperteile nachher brennen??

  • MB71

    Ich bin seit 17 Jahren mit Depressionen , angststörungen und einer Zwangsstörung betroffen und versuche irgend eine Entspannungsübung für mich zu finden. Autogenes Training , qui gong , Yoga hab ich schon ausprobiert , da schaffe ich es nicht , das der Kopf sich darauf einlässt und überhaupt zur Ruhe kommt und ich werde noch unzufriedener . Das Jacobsen Training hat jahrelang funktioniert , leider seit geraumer Zeit auch nicht mehr , der Kopf die Gedanken stehen überhaupt nicht mehr still . Ich zweifele schon an mir selber ,vielleicht haben sie einen Rat !? Lg

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