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Welchen Nebenwirkungen im Rahmen einer Psychotherapie auftreten können und wie man ihnen entgegentritt.
Ärztliche Anlaufstellen: Psychiater, Psychotherapeut
Psychotherapeutische Verfahren und psychologische Interventionen werden häufig nur bezüglich ihrer positiven Wirkungen betrachtet. Doch es gehört zum Alltag der Methoden, dass sie auch nicht anschlagen, in manchen Fällen nur geringe Effekte zeigen oder gar Nebenwirkungen haben. Mit diesen beschäftigt sich etwa das Forscherteam um Bernhard Strauß am Institut für Psychotherapie und Psychosoziale Medizin der Universitätsklinik Jena.
Manchmal mehr Schaden als Nutzen
Eine Methode, die sich sogar als schädlich erwiesen hat, ist das Debriefing. Hier werden Betroffene von traumatischen Ereignissen (z.B. schweren Unfällen) direkt nach dem Geschehenen befragt und dazu aufgefordert, alles noch einmal zu berichten. Ziel des Vorgehens war es ursprünglich, so das Entstehen von Flash-Backs, also wiederkehrenden Erinnerungen an das Ereignis, zu verhindern. Genau das Gegenteil war jedoch der Fall: eine posttraumatische Belastungsstörung bildete sich gerade bei den Personen häufiger aus, die ein Debriefing erhalten hatten. Genauso können Gruppen-Settings, also Interventionen, bei denen mehrere Patienten gleichzeitig behandelt werden und miteinander interagieren, zu negativen Effekten führen. Das Angsterleben eines Patienten kann sich auf andere übertragen und auch zwanghafte Vorstellungen, die in der Gruppentherapie geschildert werden, können bei anderen ähnliche Gedanken auslösen.
Veränderungen sind nicht immer erwünscht
Ebenso beeinflusst eine Psychotherapie bisherige Denk- und Verhaltensmuster, denn schließlich soll das die erhofften positiven Veränderungen bewirken. Wenn Betroffene aber schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten unter einer psychischen Störung leiden, dann baut meist ihr gesamter Alltag darauf auf. Freunde und Familie, Arbeitskollegen und Bekannte haben sich auf das Verhalten der Person eingestellt und Veränderungen können das bisherige soziale Gefüge erschüttern. Gerade Partnerschaften können durch den Verhaltenswandel, den eine Therapie bewirkt, in die Brüche gehen, etwa wenn ein Mann seine Frau bisher nur als schüchtern und zurückhaltend erlebt hat, diese aber auf einmal zunehmend selbstbewusster und damit auch bestimmender wird. Wenn nun aber das stützende soziale Umfeld verloren geht, fallen Betroffene in eine erneute Krise und erleben psychische Probleme erneut bzw. sogar noch stärker als zuvor.
Prüfung des Therapieerfolgs und Aufklärung über Nebenwirkungen
Wichtig ist es daher, Patienten auch über das Therapieende hinaus zu begleiten und den Erfolg ambulanter sowie stationärer Behandlungen zu prüfen. Dies kann etwa in Form eines oder mehrerer Gespräche geschehen, die mit mehrwöchigem Abstand zum Therapieende mit dem Patienten durchgeführt werden.
Auch vor Beginn der Behandlung ist eine umfangreiche Information der Betroffenen wichtig. Forscher der Donau-Universität Krems um Prof. Dr. Anton Leitner haben daher eine Patienteninformation entwickelt, die nicht nur auf die Wirkungsweise des therapeutischen Vorgehens, sondern auch auf wichtige Voraussetzungen und eventuelle Nebenwirkungen eingeht. Demnach ist gerade die therapeutische Beziehung ein wichtiger Wirkfaktor. Der Patient soll sich nicht (z.B. von Angehörigen) zur Therapie gedrängt fühlen und muss das Gefühl haben, dem Behandler vertrauen zu können. Ebenso sollten Patienten darüber aufgeklärt werden, dass phasenweise Symptomverschlechterungen auftreten können und sich die Beziehungen zu anderen Menschen verändern können. Diese Phänomene sollten in der Therapie mit dem Psychologen besprochen werden.
Patientenerfahrungen
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